Hallo :wink:,
vor dem Problem mit Haut- und Kiemenwürmern war ich bisher in meiner gesamten aquaristischen Laufbahn immer verschont geblieben. Als es mich dann doch mal traf, war ich völlig unvorbereitet :
Angefangen hat alles mit einem jungen Maronii, den ich nach dem Tod meines alten Herrn als Gesellschaft für die verbliebene Dame im Zoogeschäft kaufte. Obwohl ich wirklich lange vor dem Verkaufsbecken ausgeharrt hatte, waren mir mehrere kleine helle Hautanhaftungen entgangen, die ich dann erst zuhause bemerkte.
Guten Mutes ging ich davon aus, dass sich das Problem durch regelmäßige Wasserwechsel und die Zugabe von Seemandelbaumblättern schnell geben würde. Aber das war weit gefehlt.
Tatsächlich wurden die Stellen nicht nur mehr, sie bildeten einen weißen Belag und griffen auch auf die ältere Maroniidame über. Nachdem Umsetzen in ein anderes Becken waren dann schließlich auch die ausgewachsenen Maroniis befallen.
In dem trügerischen Glauben, dass normalerweise alle Tiere eines Beckens die gleichen Parasiten in sich tragen, schickte ich einen Beilbauch zur Untersuchung. Ergebnis: das Tier war kerngesund, das Wasser bestens, also nichts gefunden.
Die darauf erfolgende Untersuchung eines Hautabstrichs erbrachte eine Belastung mit verschiedenen, teilweise recht bösartigen Bakterien und auf Anraten meines Tierarztes bekamen nun alle Fische über 2 Wochen zuerst ein Antibiotikum ins Futter, anschließend erfolgten weitere Behandlungen mit Nifurpirinol und Malafin.
Sämtliche Behandlungen führten zwar zu leichten vorübergehenden Besserungen, aber letztlich blieb das Problem, es wurde sogar noch schlimmer. Die Tiere wurden ängstlich, färbten sich dunkel, klemmten die Flossen, scheuerten sich und schossen teilweise regelrecht durchs Becken. Bei einem Tier bildete sich auf einem Auge ein regelrechter weißer Hut. Mittlerweile waren sogar in völlig anderen Becken lebende Cichliden befallen. Sämtliche übrigen Fische zeigten keinerlei Beschwerden.
Erst zu diesem Zeitpunkt, mein Tierarzt war inzwischen auch schon ziemlich ratlos, entdeckte ich hier den Bericht von Aquapaddy18 und nach einigen weiteren Recherchen, sowie Rücksprache mit meinem Tierarzt, entschloss ich mich eine Behandlung mit Praziquantel zu versuchen.
Das Ergebnis war umwerfend, schon unmittelbar nach der ersten 6-stündigen Behandlung waren alle Tiere wie umgewandelt. Sie zeigten wieder Farbe, spreizten die Flossen und waren schlagartig wieder putzmunter.
Ich habe in der Folgezeit noch zwei weitere Behandlungen durchgeführt, um auch wirklich alles zu vernichten. Mit der Zeit verschwanden auch die Hautbeläge. Endgültig erledigt war das Problem aber leider immer noch nicht. Die Dame mit dem lädierten Auge erlitt einen schweren Rückfall und auch das Paar im anderen Becken hatte nach kurzer Zeit wieder erste weiße Stellen. Bei näherem Hinsehen konnte man sogar einzelne weiße Würmer erkennen, die auf der Haut hafteten. Ich habe inzwischen noch einmal mit einem neuen Medikament behandelt. Ob es auf Dauer hilft, weiß ich noch nicht. Bislang geht es jedenfalls allen Fischen wieder gut.
Nachdem ich mich in die Thematik eingelesen habe, verstehe ich heute, warum die Untersuchung des Beifisches und der Hautabstrich nicht zum Erfolg führen konnten. Der Beifisch war nämlich nicht befallen und da die Würmer sich in der Haut der festgehakt hatten, konnten bei dem Abstrich nur die aufgrund der Schwächung zwischenzeitlich vermehrt aufgetretenen Schwächebakterien erfasst werden.
Ein Wurmbefall durch Nematoden [1], Trematoden [2] usw. fällt häufig erstmals durch völlig unspezifische Symptome, wie Abmagerung, häufiges Scheuern oder so genannte Schwächeparasiten auf, deren Behandlung aber keine wesentliche Besserung bringt.
Besonders heimtückisch ist ein Befall mit Haut- und Kiemenwürmern, zumal diese wirtsspezifisch [3] sind und vor allem Cichliden, meist aber nicht auch andere im Becken befindliche Fische befallen.
Adulte Tiere können eine gewisse Immunität gegen die Wurminfektionen erwerben und solange die körpereigene Abwehr in der Lage ist, eine Massenvermehrung der Parasiten verhindern. Dagegen sterben Jungfische und kleinere Fischarten bei einem massenhaften Befall schon nach kurzer Zeit [4]
Bei wissenschaftlichen Untersuchungen in den letzten Jahren wurde festgestellt, dass ein sehr großer Teil von Zierfischverlusten in Aquarien durch Haut und Kiemenwürmer verursacht werden. Dafür sind vor allem die Arten Gyrodactylus und Dactylogyrus verantwortlich.
Hautsaugwürmer (Gyrodactylus sp.) besitzen einen Saugnapf am Vorderende und einen Haftapparat aus Zentral- und Randhaken. Sie besitzen ein zweizipfeliges Vorderende und leben ektoparasitisch auf Haut und Kiemen. Gyrodactylus-Arten werden bis zu 1 mm lang und sind lebendgebärende Zwitter. [5] Sie tragen in sich einen Embryo, der wiederum bereits den nächsten in sich trägt [6]. Die Vermehrungsrate ist sehr hoch, unter Umständen können innerhalb eines Monats aus einem Tier bis zu einer Million Nachkommen entstehen [7].
Gyrodactylus ernähren sich von Oberhautzellen und reizen dadurch die Haut, die mit Entzündung und Reizung reagiert.
Typische Anzeichen für Gyrodactylus- Befall sind u.a. ausgedehnte Hauttrübungen, unscharf begrenzte, gerötete Stellen, verklemmte Flossen, Hornhauttrübungen, durch Atemnot abgespreizte Kiemendeckel und Luftschnappen.
Der Dactylogyrus ist der in Aquarien am häufigsten anzutreffende Kiemenwurm [8]. Er wird durch Wasserpflanzen, auf denen Eier liegen, oder neuen Fischbesatz in den Altbestand übertragen. Wildfänge sind so gut wie immer mit Kiemenwürmern behaftet [9].
Dactylogyrus werden selten über 1 mm lang. Das Vorderende trägt mehrere Zipfel, es können schwarz pigmentierte Augenflecke vorhanden sein. Das Hinterende weist zwei große, zentrale Haken und artspezifisch viele kleine Haken auf. Dactylogyrus sind ebenfalls Zwitter. Aus den in den Kiemen abgelegten Eiern entwickelt sich innerhalb von Stunden bis zu 4 Tagen eine freischwimmende Flimmerlarve (Oncomiracidium) [10], die wiederum über die Haut in die Kiemen wandert. Die Entwicklung bis zur Larve ist stark temperaturabhängig und beträgt
bei 8° C in 27-28 Tage
bei 12° C in 10-15 Tage
bei 20° C in 3 - 5 Tage und
bei 24 -28° C in nur 1-4 Tage [11].
Die Entwicklung von der Festheftung der Larven an die Kiemen bis zum Beginn der Eiproduktion als Adultwurm dauert bei 17-20°C etwa 7Tage und bei 24-28°C bis zu 5Tage Die Lebenserwartung der erwachsenen Würmer liegt dann noch bei etwa 5-9 Tagen. Ohne Wirtsfisch kann der erwachsene Wurm bei 20° C für 4-6 Tage überleben [12].
Kiemenwürmer dringen mit ihren Haken in das Kiemengewebe ein, unterbinden die Blutzirkulation und führen beim befallenen Fisch zu Atemnot. Auf Dauer kommt es unbehandelt bei den betroffenen Tieren zu einem Zerfall des Kiemengewebes (Nekrose).
Eindeutige Zeichen einer Erkrankung durch Kiemenwurmbefall ist das Vorstülpen des Maules, einem würgeähnlichen Verhalten. Die Fische versuchen sich auf diesem Weg ohne Erfolg von den Parasiten zu befreien.
Die Behandlung von Haut- und Kiemenwürmern kann sehr langwierig sein. Dabei sei zunächst darauf hingewiesen, dass bei einem Befall mit Kiemenwürmern allgemein ausdrücklich davor gewarnt wird, die Temperatur zu erhöhen.
Zur Auswahl stehen diverse Medikamente, wobei man insbesondere in Diskusforen auch immer wieder liest, dass die meisten auf Dauer auch nicht helfen.
Als wesentlichste sind hier Flubenol [13],, Formalin [14] und Praziquantel [15] zu nennen. Letzteres hat sich in der Vergangenheit bestens bewährt und ist als Wirkstoff in verschiedenen im Fachhandel frei verkäuflichen Mitteln enthalten. Die Behandlung hiermit ist jedoch relativ aufwändig.
Während hier bei den lebendgebärenden Gyrodactylus oftmals mit einer Behandlung alle Parasiten beseitigt werden können, muss die Behandlung bei Dactylogyrus-Befall immer mehrfach erfolgen, weil die Medikamente nur die bereits geschlüpften Tiere abtöten können. Dabei sind die Behandlungsintervalle von der Wassertemperatur abhängig.
Beachtenswert ist hier, dass die Empfehlungen der Tierärzte von denen auf den jeweiligen Packungsbeilagen abweichen. Während beispielsweise bei Tremazol eine Behandlungswiederholung nach 1 Woche empfohlen wird, finden sich in der Literatur Empfehlungen für eine Wiederholung bereits nach 3 Tagen [16]. Teilweise wird auch bei geringerer Dosierung des Praziquantel ein über mehrere Tage erfolgendes Dauerbad empfohlen [17].
Zuletzt gibt es mit Bilocil [18] ein ganz neues Medikament, das im Diskusbereich erfolgreich erprobt wurde und über die Dauer von 7 Tagen im Wasser bleiben kann. Es ist bislang nur über den Hersteller direkt zu beziehen.
Ich hoffe, mit diesem Bericht dem ein oder anderen helfen und ihm und seinen Tieren einen solchen Behandlungsmarathon ersparen zu können, wie ihn meine Tiere durchmachen mussten.
Gruß
Barbara
--------------------------------------------------
Fundstellen:
[1] Fadenwürmer, die sich hauptsächlich im Darm ansiedeln
[2] Saugwürmer, insbesondere der Eier legende Kiemensauwurm Dactylogyrus und der lebendgebärende Hautsaugwurm Gyrodactylus
[3] Werner H. Baur, Jörg Rapp, „Gesunde Fische: Praktische Anleitung zum Vorbeugen, Erkennen und Behandeln von Fischkrankheiten“(2002), S. 121; Hans-Joachim Gläser „„Zur Kenntnis der Gattung Dactylogyrus Diesing 1850 (Monogenoidea)“ 1965
a.A. Dieter Untergasser, „Krankheiten der Aquarienfische“, S. 132, der Dactylogyrus auch schon bei anderen Fischarten beobachtet hat
[4] Untergasser, S. 129, 132
[5] „Veterinärmedizinische Parasitologie“ von Thomas Schnieder, Josef Boch und Rudolf Supperer von Parey Bei Mvs (25. Januar 2006)
[6] Petra Kölle, „Fischkrankheiten“, S. 57
[7] Untergasser, S. 130
[8] http://www.petpharm.de/aquarium-kiemenwuermer.php
[9] http://de.wikipedia.org/wiki/Dactylogyrus
[10] „Veterinärmedizinische Parasitologie“ von Thomas Schnieder, Josef Boch und Rudolf Supperer von Parey Bei Mvs (25. Januar 2006)
[11] Wilhelm Schäperclaus, „Fischkrankheiten“, 1971; „Veterinärmedizinische Parasitologie“ von Thomas Schnieder, Josef Boch und Rudolf Supperer von Parey Bei Mvs (25. Januar 2006)
[12] Wilhelm. Schäperclaus, „Fischkrankheiten“, 1971
[13] U.a. Kölle, Untergasser
[14] Untergasser
[15] Untergasser; Kölle; Andrews, Exell, Carrington
[16] Untergasser,S. 195,196; Kölle, S. 58
[17] Andrews, Exell, Carrington, S. 196,197; Untergasser, S. 195
[18] http://www.manaus-aquarium.de/bilocil.php - Das Medikament wird von Welsen nicht vertragen, für die Behandlung im Gesellschaftsbecken unbedingt Bilocil sensitive verwenden
vor dem Problem mit Haut- und Kiemenwürmern war ich bisher in meiner gesamten aquaristischen Laufbahn immer verschont geblieben. Als es mich dann doch mal traf, war ich völlig unvorbereitet :
Angefangen hat alles mit einem jungen Maronii, den ich nach dem Tod meines alten Herrn als Gesellschaft für die verbliebene Dame im Zoogeschäft kaufte. Obwohl ich wirklich lange vor dem Verkaufsbecken ausgeharrt hatte, waren mir mehrere kleine helle Hautanhaftungen entgangen, die ich dann erst zuhause bemerkte.
Guten Mutes ging ich davon aus, dass sich das Problem durch regelmäßige Wasserwechsel und die Zugabe von Seemandelbaumblättern schnell geben würde. Aber das war weit gefehlt.
Tatsächlich wurden die Stellen nicht nur mehr, sie bildeten einen weißen Belag und griffen auch auf die ältere Maroniidame über. Nachdem Umsetzen in ein anderes Becken waren dann schließlich auch die ausgewachsenen Maroniis befallen.
In dem trügerischen Glauben, dass normalerweise alle Tiere eines Beckens die gleichen Parasiten in sich tragen, schickte ich einen Beilbauch zur Untersuchung. Ergebnis: das Tier war kerngesund, das Wasser bestens, also nichts gefunden.
Die darauf erfolgende Untersuchung eines Hautabstrichs erbrachte eine Belastung mit verschiedenen, teilweise recht bösartigen Bakterien und auf Anraten meines Tierarztes bekamen nun alle Fische über 2 Wochen zuerst ein Antibiotikum ins Futter, anschließend erfolgten weitere Behandlungen mit Nifurpirinol und Malafin.
Sämtliche Behandlungen führten zwar zu leichten vorübergehenden Besserungen, aber letztlich blieb das Problem, es wurde sogar noch schlimmer. Die Tiere wurden ängstlich, färbten sich dunkel, klemmten die Flossen, scheuerten sich und schossen teilweise regelrecht durchs Becken. Bei einem Tier bildete sich auf einem Auge ein regelrechter weißer Hut. Mittlerweile waren sogar in völlig anderen Becken lebende Cichliden befallen. Sämtliche übrigen Fische zeigten keinerlei Beschwerden.
Erst zu diesem Zeitpunkt, mein Tierarzt war inzwischen auch schon ziemlich ratlos, entdeckte ich hier den Bericht von Aquapaddy18 und nach einigen weiteren Recherchen, sowie Rücksprache mit meinem Tierarzt, entschloss ich mich eine Behandlung mit Praziquantel zu versuchen.
Das Ergebnis war umwerfend, schon unmittelbar nach der ersten 6-stündigen Behandlung waren alle Tiere wie umgewandelt. Sie zeigten wieder Farbe, spreizten die Flossen und waren schlagartig wieder putzmunter.
Ich habe in der Folgezeit noch zwei weitere Behandlungen durchgeführt, um auch wirklich alles zu vernichten. Mit der Zeit verschwanden auch die Hautbeläge. Endgültig erledigt war das Problem aber leider immer noch nicht. Die Dame mit dem lädierten Auge erlitt einen schweren Rückfall und auch das Paar im anderen Becken hatte nach kurzer Zeit wieder erste weiße Stellen. Bei näherem Hinsehen konnte man sogar einzelne weiße Würmer erkennen, die auf der Haut hafteten. Ich habe inzwischen noch einmal mit einem neuen Medikament behandelt. Ob es auf Dauer hilft, weiß ich noch nicht. Bislang geht es jedenfalls allen Fischen wieder gut.
Nachdem ich mich in die Thematik eingelesen habe, verstehe ich heute, warum die Untersuchung des Beifisches und der Hautabstrich nicht zum Erfolg führen konnten. Der Beifisch war nämlich nicht befallen und da die Würmer sich in der Haut der festgehakt hatten, konnten bei dem Abstrich nur die aufgrund der Schwächung zwischenzeitlich vermehrt aufgetretenen Schwächebakterien erfasst werden.
Ein Wurmbefall durch Nematoden [1], Trematoden [2] usw. fällt häufig erstmals durch völlig unspezifische Symptome, wie Abmagerung, häufiges Scheuern oder so genannte Schwächeparasiten auf, deren Behandlung aber keine wesentliche Besserung bringt.
Besonders heimtückisch ist ein Befall mit Haut- und Kiemenwürmern, zumal diese wirtsspezifisch [3] sind und vor allem Cichliden, meist aber nicht auch andere im Becken befindliche Fische befallen.
Adulte Tiere können eine gewisse Immunität gegen die Wurminfektionen erwerben und solange die körpereigene Abwehr in der Lage ist, eine Massenvermehrung der Parasiten verhindern. Dagegen sterben Jungfische und kleinere Fischarten bei einem massenhaften Befall schon nach kurzer Zeit [4]
Bei wissenschaftlichen Untersuchungen in den letzten Jahren wurde festgestellt, dass ein sehr großer Teil von Zierfischverlusten in Aquarien durch Haut und Kiemenwürmer verursacht werden. Dafür sind vor allem die Arten Gyrodactylus und Dactylogyrus verantwortlich.
Hautsaugwürmer (Gyrodactylus sp.) besitzen einen Saugnapf am Vorderende und einen Haftapparat aus Zentral- und Randhaken. Sie besitzen ein zweizipfeliges Vorderende und leben ektoparasitisch auf Haut und Kiemen. Gyrodactylus-Arten werden bis zu 1 mm lang und sind lebendgebärende Zwitter. [5] Sie tragen in sich einen Embryo, der wiederum bereits den nächsten in sich trägt [6]. Die Vermehrungsrate ist sehr hoch, unter Umständen können innerhalb eines Monats aus einem Tier bis zu einer Million Nachkommen entstehen [7].
Gyrodactylus ernähren sich von Oberhautzellen und reizen dadurch die Haut, die mit Entzündung und Reizung reagiert.
Typische Anzeichen für Gyrodactylus- Befall sind u.a. ausgedehnte Hauttrübungen, unscharf begrenzte, gerötete Stellen, verklemmte Flossen, Hornhauttrübungen, durch Atemnot abgespreizte Kiemendeckel und Luftschnappen.
Der Dactylogyrus ist der in Aquarien am häufigsten anzutreffende Kiemenwurm [8]. Er wird durch Wasserpflanzen, auf denen Eier liegen, oder neuen Fischbesatz in den Altbestand übertragen. Wildfänge sind so gut wie immer mit Kiemenwürmern behaftet [9].
Dactylogyrus werden selten über 1 mm lang. Das Vorderende trägt mehrere Zipfel, es können schwarz pigmentierte Augenflecke vorhanden sein. Das Hinterende weist zwei große, zentrale Haken und artspezifisch viele kleine Haken auf. Dactylogyrus sind ebenfalls Zwitter. Aus den in den Kiemen abgelegten Eiern entwickelt sich innerhalb von Stunden bis zu 4 Tagen eine freischwimmende Flimmerlarve (Oncomiracidium) [10], die wiederum über die Haut in die Kiemen wandert. Die Entwicklung bis zur Larve ist stark temperaturabhängig und beträgt
bei 8° C in 27-28 Tage
bei 12° C in 10-15 Tage
bei 20° C in 3 - 5 Tage und
bei 24 -28° C in nur 1-4 Tage [11].
Die Entwicklung von der Festheftung der Larven an die Kiemen bis zum Beginn der Eiproduktion als Adultwurm dauert bei 17-20°C etwa 7Tage und bei 24-28°C bis zu 5Tage Die Lebenserwartung der erwachsenen Würmer liegt dann noch bei etwa 5-9 Tagen. Ohne Wirtsfisch kann der erwachsene Wurm bei 20° C für 4-6 Tage überleben [12].
Kiemenwürmer dringen mit ihren Haken in das Kiemengewebe ein, unterbinden die Blutzirkulation und führen beim befallenen Fisch zu Atemnot. Auf Dauer kommt es unbehandelt bei den betroffenen Tieren zu einem Zerfall des Kiemengewebes (Nekrose).
Eindeutige Zeichen einer Erkrankung durch Kiemenwurmbefall ist das Vorstülpen des Maules, einem würgeähnlichen Verhalten. Die Fische versuchen sich auf diesem Weg ohne Erfolg von den Parasiten zu befreien.
Die Behandlung von Haut- und Kiemenwürmern kann sehr langwierig sein. Dabei sei zunächst darauf hingewiesen, dass bei einem Befall mit Kiemenwürmern allgemein ausdrücklich davor gewarnt wird, die Temperatur zu erhöhen.
Zur Auswahl stehen diverse Medikamente, wobei man insbesondere in Diskusforen auch immer wieder liest, dass die meisten auf Dauer auch nicht helfen.
Als wesentlichste sind hier Flubenol [13],, Formalin [14] und Praziquantel [15] zu nennen. Letzteres hat sich in der Vergangenheit bestens bewährt und ist als Wirkstoff in verschiedenen im Fachhandel frei verkäuflichen Mitteln enthalten. Die Behandlung hiermit ist jedoch relativ aufwändig.
Während hier bei den lebendgebärenden Gyrodactylus oftmals mit einer Behandlung alle Parasiten beseitigt werden können, muss die Behandlung bei Dactylogyrus-Befall immer mehrfach erfolgen, weil die Medikamente nur die bereits geschlüpften Tiere abtöten können. Dabei sind die Behandlungsintervalle von der Wassertemperatur abhängig.
Beachtenswert ist hier, dass die Empfehlungen der Tierärzte von denen auf den jeweiligen Packungsbeilagen abweichen. Während beispielsweise bei Tremazol eine Behandlungswiederholung nach 1 Woche empfohlen wird, finden sich in der Literatur Empfehlungen für eine Wiederholung bereits nach 3 Tagen [16]. Teilweise wird auch bei geringerer Dosierung des Praziquantel ein über mehrere Tage erfolgendes Dauerbad empfohlen [17].
Zuletzt gibt es mit Bilocil [18] ein ganz neues Medikament, das im Diskusbereich erfolgreich erprobt wurde und über die Dauer von 7 Tagen im Wasser bleiben kann. Es ist bislang nur über den Hersteller direkt zu beziehen.
Ich hoffe, mit diesem Bericht dem ein oder anderen helfen und ihm und seinen Tieren einen solchen Behandlungsmarathon ersparen zu können, wie ihn meine Tiere durchmachen mussten.
Gruß
Barbara
--------------------------------------------------
Fundstellen:
[1] Fadenwürmer, die sich hauptsächlich im Darm ansiedeln
[2] Saugwürmer, insbesondere der Eier legende Kiemensauwurm Dactylogyrus und der lebendgebärende Hautsaugwurm Gyrodactylus
[3] Werner H. Baur, Jörg Rapp, „Gesunde Fische: Praktische Anleitung zum Vorbeugen, Erkennen und Behandeln von Fischkrankheiten“(2002), S. 121; Hans-Joachim Gläser „„Zur Kenntnis der Gattung Dactylogyrus Diesing 1850 (Monogenoidea)“ 1965
a.A. Dieter Untergasser, „Krankheiten der Aquarienfische“, S. 132, der Dactylogyrus auch schon bei anderen Fischarten beobachtet hat
[4] Untergasser, S. 129, 132
[5] „Veterinärmedizinische Parasitologie“ von Thomas Schnieder, Josef Boch und Rudolf Supperer von Parey Bei Mvs (25. Januar 2006)
[6] Petra Kölle, „Fischkrankheiten“, S. 57
[7] Untergasser, S. 130
[8] http://www.petpharm.de/aquarium-kiemenwuermer.php
[9] http://de.wikipedia.org/wiki/Dactylogyrus
[10] „Veterinärmedizinische Parasitologie“ von Thomas Schnieder, Josef Boch und Rudolf Supperer von Parey Bei Mvs (25. Januar 2006)
[11] Wilhelm Schäperclaus, „Fischkrankheiten“, 1971; „Veterinärmedizinische Parasitologie“ von Thomas Schnieder, Josef Boch und Rudolf Supperer von Parey Bei Mvs (25. Januar 2006)
[12] Wilhelm. Schäperclaus, „Fischkrankheiten“, 1971
[13] U.a. Kölle, Untergasser
[14] Untergasser
[15] Untergasser; Kölle; Andrews, Exell, Carrington
[16] Untergasser,S. 195,196; Kölle, S. 58
[17] Andrews, Exell, Carrington, S. 196,197; Untergasser, S. 195
[18] http://www.manaus-aquarium.de/bilocil.php - Das Medikament wird von Welsen nicht vertragen, für die Behandlung im Gesellschaftsbecken unbedingt Bilocil sensitive verwenden