Haut- und Kiemenwurmbefall – eine heimtückische Angelegenheit

Cichlidenwelt Forum

Help Support Cichlidenwelt Forum:

Anubia

Profi
Registriert
11 Nov. 2007
Beiträge
1.342
Punkte Reaktionen
2
Ort
Wiesbaden
Hallo :wink:,

vor dem Problem mit Haut- und Kiemenwürmern war ich bisher in meiner gesamten aquaristischen Laufbahn immer verschont geblieben. Als es mich dann doch mal traf, war ich völlig unvorbereitet :

Angefangen hat alles mit einem jungen Maronii, den ich nach dem Tod meines alten Herrn als Gesellschaft für die verbliebene Dame im Zoogeschäft kaufte. Obwohl ich wirklich lange vor dem Verkaufsbecken ausgeharrt hatte, waren mir mehrere kleine helle Hautanhaftungen entgangen, die ich dann erst zuhause bemerkte.

Guten Mutes ging ich davon aus, dass sich das Problem durch regelmäßige Wasserwechsel und die Zugabe von Seemandelbaumblättern schnell geben würde. Aber das war weit gefehlt.

Tatsächlich wurden die Stellen nicht nur mehr, sie bildeten einen weißen Belag und griffen auch auf die ältere Maroniidame über. Nachdem Umsetzen in ein anderes Becken waren dann schließlich auch die ausgewachsenen Maroniis befallen.

In dem trügerischen Glauben, dass normalerweise alle Tiere eines Beckens die gleichen Parasiten in sich tragen, schickte ich einen Beilbauch zur Untersuchung. Ergebnis: das Tier war kerngesund, das Wasser bestens, also nichts gefunden.

Die darauf erfolgende Untersuchung eines Hautabstrichs erbrachte eine Belastung mit verschiedenen, teilweise recht bösartigen Bakterien und auf Anraten meines Tierarztes bekamen nun alle Fische über 2 Wochen zuerst ein Antibiotikum ins Futter, anschließend erfolgten weitere Behandlungen mit Nifurpirinol und Malafin.

Sämtliche Behandlungen führten zwar zu leichten vorübergehenden Besserungen, aber letztlich blieb das Problem, es wurde sogar noch schlimmer. Die Tiere wurden ängstlich, färbten sich dunkel, klemmten die Flossen, scheuerten sich und schossen teilweise regelrecht durchs Becken. Bei einem Tier bildete sich auf einem Auge ein regelrechter weißer Hut. Mittlerweile waren sogar in völlig anderen Becken lebende Cichliden befallen. Sämtliche übrigen Fische zeigten keinerlei Beschwerden.

Erst zu diesem Zeitpunkt, mein Tierarzt war inzwischen auch schon ziemlich ratlos, entdeckte ich hier den Bericht von Aquapaddy18 und nach einigen weiteren Recherchen, sowie Rücksprache mit meinem Tierarzt, entschloss ich mich eine Behandlung mit Praziquantel zu versuchen.

Das Ergebnis war umwerfend, schon unmittelbar nach der ersten 6-stündigen Behandlung waren alle Tiere wie umgewandelt. Sie zeigten wieder Farbe, spreizten die Flossen und waren schlagartig wieder putzmunter.

Ich habe in der Folgezeit noch zwei weitere Behandlungen durchgeführt, um auch wirklich alles zu vernichten. Mit der Zeit verschwanden auch die Hautbeläge. Endgültig erledigt war das Problem aber leider immer noch nicht. Die Dame mit dem lädierten Auge erlitt einen schweren Rückfall und auch das Paar im anderen Becken hatte nach kurzer Zeit wieder erste weiße Stellen. Bei näherem Hinsehen konnte man sogar einzelne weiße Würmer erkennen, die auf der Haut hafteten. Ich habe inzwischen noch einmal mit einem neuen Medikament behandelt. Ob es auf Dauer hilft, weiß ich noch nicht. Bislang geht es jedenfalls allen Fischen wieder gut.

Nachdem ich mich in die Thematik eingelesen habe, verstehe ich heute, warum die Untersuchung des Beifisches und der Hautabstrich nicht zum Erfolg führen konnten. Der Beifisch war nämlich nicht befallen und da die Würmer sich in der Haut der festgehakt hatten, konnten bei dem Abstrich nur die aufgrund der Schwächung zwischenzeitlich vermehrt aufgetretenen Schwächebakterien erfasst werden.

Ein Wurmbefall durch Nematoden [1], Trematoden [2] usw. fällt häufig erstmals durch völlig unspezifische Symptome, wie Abmagerung, häufiges Scheuern oder so genannte Schwächeparasiten auf, deren Behandlung aber keine wesentliche Besserung bringt.

Besonders heimtückisch ist ein Befall mit Haut- und Kiemenwürmern, zumal diese wirtsspezifisch [3] sind und vor allem Cichliden, meist aber nicht auch andere im Becken befindliche Fische befallen.

Adulte Tiere können eine gewisse Immunität gegen die Wurminfektionen erwerben und solange die körpereigene Abwehr in der Lage ist, eine Massenvermehrung der Parasiten verhindern. Dagegen sterben Jungfische und kleinere Fischarten bei einem massenhaften Befall schon nach kurzer Zeit [4]

Bei wissenschaftlichen Untersuchungen in den letzten Jahren wurde festgestellt, dass ein sehr großer Teil von Zierfischverlusten in Aquarien durch Haut und Kiemenwürmer verursacht werden. Dafür sind vor allem die Arten Gyrodactylus und Dactylogyrus verantwortlich.

Hautsaugwürmer (Gyrodactylus sp.) besitzen einen Saugnapf am Vorderende und einen Haftapparat aus Zentral- und Randhaken. Sie besitzen ein zweizipfeliges Vorderende und leben ektoparasitisch auf Haut und Kiemen. Gyrodactylus-Arten werden bis zu 1 mm lang und sind lebendgebärende Zwitter. [5] Sie tragen in sich einen Embryo, der wiederum bereits den nächsten in sich trägt [6]. Die Vermehrungsrate ist sehr hoch, unter Umständen können innerhalb eines Monats aus einem Tier bis zu einer Million Nachkommen entstehen [7].

Gyrodactylus ernähren sich von Oberhautzellen und reizen dadurch die Haut, die mit Entzündung und Reizung reagiert.

Typische Anzeichen für Gyrodactylus- Befall sind u.a. ausgedehnte Hauttrübungen, unscharf begrenzte, gerötete Stellen, verklemmte Flossen, Hornhauttrübungen, durch Atemnot abgespreizte Kiemendeckel und Luftschnappen.

Der Dactylogyrus ist der in Aquarien am häufigsten anzutreffende Kiemenwurm [8]. Er wird durch Wasserpflanzen, auf denen Eier liegen, oder neuen Fischbesatz in den Altbestand übertragen. Wildfänge sind so gut wie immer mit Kiemenwürmern behaftet [9].

Dactylogyrus werden selten über 1 mm lang. Das Vorderende trägt mehrere Zipfel, es können schwarz pigmentierte Augenflecke vorhanden sein. Das Hinterende weist zwei große, zentrale Haken und artspezifisch viele kleine Haken auf. Dactylogyrus sind ebenfalls Zwitter. Aus den in den Kiemen abgelegten Eiern entwickelt sich innerhalb von Stunden bis zu 4 Tagen eine freischwimmende Flimmerlarve (Oncomiracidium) [10], die wiederum über die Haut in die Kiemen wandert. Die Entwicklung bis zur Larve ist stark temperaturabhängig und beträgt

bei 8° C in 27-28 Tage
bei 12° C in 10-15 Tage
bei 20° C in 3 - 5 Tage und
bei 24 -28° C in nur 1-4 Tage [11].

Die Entwicklung von der Festheftung der Larven an die Kiemen bis zum Beginn der Eiproduktion als Adultwurm dauert bei 17-20°C etwa 7Tage und bei 24-28°C bis zu 5Tage Die Lebenserwartung der erwachsenen Würmer liegt dann noch bei etwa 5-9 Tagen. Ohne Wirtsfisch kann der erwachsene Wurm bei 20° C für 4-6 Tage überleben [12].

Kiemenwürmer dringen mit ihren Haken in das Kiemengewebe ein, unterbinden die Blutzirkulation und führen beim befallenen Fisch zu Atemnot. Auf Dauer kommt es unbehandelt bei den betroffenen Tieren zu einem Zerfall des Kiemengewebes (Nekrose).

Eindeutige Zeichen einer Erkrankung durch Kiemenwurmbefall ist das Vorstülpen des Maules, einem würgeähnlichen Verhalten. Die Fische versuchen sich auf diesem Weg ohne Erfolg von den Parasiten zu befreien.

Die Behandlung von Haut- und Kiemenwürmern kann sehr langwierig sein. Dabei sei zunächst darauf hingewiesen, dass bei einem Befall mit Kiemenwürmern allgemein ausdrücklich davor gewarnt wird, die Temperatur zu erhöhen.

Zur Auswahl stehen diverse Medikamente, wobei man insbesondere in Diskusforen auch immer wieder liest, dass die meisten auf Dauer auch nicht helfen.

Als wesentlichste sind hier Flubenol [13],, Formalin [14] und Praziquantel [15] zu nennen. Letzteres hat sich in der Vergangenheit bestens bewährt und ist als Wirkstoff in verschiedenen im Fachhandel frei verkäuflichen Mitteln enthalten. Die Behandlung hiermit ist jedoch relativ aufwändig.

Während hier bei den lebendgebärenden Gyrodactylus oftmals mit einer Behandlung alle Parasiten beseitigt werden können, muss die Behandlung bei Dactylogyrus-Befall immer mehrfach erfolgen, weil die Medikamente nur die bereits geschlüpften Tiere abtöten können. Dabei sind die Behandlungsintervalle von der Wassertemperatur abhängig.

Beachtenswert ist hier, dass die Empfehlungen der Tierärzte von denen auf den jeweiligen Packungsbeilagen abweichen. Während beispielsweise bei Tremazol eine Behandlungswiederholung nach 1 Woche empfohlen wird, finden sich in der Literatur Empfehlungen für eine Wiederholung bereits nach 3 Tagen [16]. Teilweise wird auch bei geringerer Dosierung des Praziquantel ein über mehrere Tage erfolgendes Dauerbad empfohlen [17].

Zuletzt gibt es mit Bilocil [18] ein ganz neues Medikament, das im Diskusbereich erfolgreich erprobt wurde und über die Dauer von 7 Tagen im Wasser bleiben kann. Es ist bislang nur über den Hersteller direkt zu beziehen.

Ich hoffe, mit diesem Bericht dem ein oder anderen helfen und ihm und seinen Tieren einen solchen Behandlungsmarathon ersparen zu können, wie ihn meine Tiere durchmachen mussten.

Gruß

Barbara
--------------------------------------------------
Fundstellen:

[1] Fadenwürmer, die sich hauptsächlich im Darm ansiedeln
[2] Saugwürmer, insbesondere der Eier legende Kiemensauwurm Dactylogyrus und der lebendgebärende Hautsaugwurm Gyrodactylus
[3] Werner H. Baur, Jörg Rapp, „Gesunde Fische: Praktische Anleitung zum Vorbeugen, Erkennen und Behandeln von Fischkrankheiten“(2002), S. 121; Hans-Joachim Gläser „„Zur Kenntnis der Gattung Dactylogyrus Diesing 1850 (Monogenoidea)“ 1965
a.A. Dieter Untergasser, „Krankheiten der Aquarienfische“, S. 132, der Dactylogyrus auch schon bei anderen Fischarten beobachtet hat
[4] Untergasser, S. 129, 132
[5] „Veterinärmedizinische Parasitologie“ von Thomas Schnieder, Josef Boch und Rudolf Supperer von Parey Bei Mvs (25. Januar 2006)
[6] Petra Kölle, „Fischkrankheiten“, S. 57
[7] Untergasser, S. 130
[8] http://www.petpharm.de/aquarium-kiemenwuermer.php
[9] http://de.wikipedia.org/wiki/Dactylogyrus
[10] „Veterinärmedizinische Parasitologie“ von Thomas Schnieder, Josef Boch und Rudolf Supperer von Parey Bei Mvs (25. Januar 2006)
[11] Wilhelm Schäperclaus, „Fischkrankheiten“, 1971; „Veterinärmedizinische Parasitologie“ von Thomas Schnieder, Josef Boch und Rudolf Supperer von Parey Bei Mvs (25. Januar 2006)
[12] Wilhelm. Schäperclaus, „Fischkrankheiten“, 1971
[13] U.a. Kölle, Untergasser
[14] Untergasser
[15] Untergasser; Kölle; Andrews, Exell, Carrington
[16] Untergasser,S. 195,196; Kölle, S. 58
[17] Andrews, Exell, Carrington, S. 196,197; Untergasser, S. 195
[18] http://www.manaus-aquarium.de/bilocil.php - Das Medikament wird von Welsen nicht vertragen, für die Behandlung im Gesellschaftsbecken unbedingt Bilocil sensitive verwenden
 

Anhänge

  • Unbenannt - 2.jpg
    Unbenannt - 2.jpg
    49,1 KB · Aufrufe: 186
  • Unbenannt - 3.jpg
    Unbenannt - 3.jpg
    567,9 KB · Aufrufe: 186
  • PB239761.jpg
    PB239761.jpg
    642,6 KB · Aufrufe: 212
  • PB279779.jpg
    PB279779.jpg
    608,4 KB · Aufrufe: 195
  • Unbenannt - 1 (2).jpg
    Unbenannt - 1 (2).jpg
    242 KB · Aufrufe: 183
G

Gelöschtes Mitglied

Guest
Hallo Barbara,

sehr interessant.

Ich hatte vor einigen Jahren mal einen vermuteten und nicht näher bestimmten Wurmbefall im AQ.
Ich habe damals 1x mit Flubenol/Flubendazol behandelt und hatte danach Ruhe.

Zu dem Mittel bleibt zu sagen, dass sich das Pulver praktisch nicht im Wasser löst und innerhalb von kurzer Zeit durch den Überlauf im Filterbecken verschwunden ist. Gewirkt hat es trotzdem
 

Anubia

Profi
Registriert
11 Nov. 2007
Beiträge
1.342
Punkte Reaktionen
2
Ort
Wiesbaden
Hallo :wink: ,

als Ergänzung des bisherigen Vortrags möchte ich noch berichten, dass ich das neue Medikament in beiden Versionen zwischenzeitlich getestet habe:

Zunächst ist festzustellen, dass der Preis von 33,75 € (26,95 € zzgl. 6,80 € Versandkosten) für 100ml = 2000 Liter Wasser nicht gerade günstig ist.

Bei der Originalversion ist anzumerken, dass die Angabe des Herstellers "Harnischwelse (Loricariidae ) und Panzerwelse (Corydoras ) können empfindlich auf das Medikament reagieren" reichlich untertrieben ist. "Absolut tödlich" wäre nach meiner Erfahrung treffender formuliert: sämtliche Welse, die ich nicht schon vor Beginn der ersten (von drei) Behandlungen retten konnte, sind trotz späterer Rettung nach einigen Tagen elend verendet.

Die sensitive-Version schadet zwar den Welsen (auch anderen Fischen) nicht, trübt dafür aber leicht das Wasser.

Beide Versionen haben es nicht geschafft, den durch die vorherige Behandlung mit Praziquantel ohnehin bereits erheblich minimierten Befall endgültig zu beseitigen.

Mein persönliches Fazit: :thumbdown:
Gruß

Barbara
 

bidewaterkant

Fortgeschrittener
Registriert
2 Nov. 2006
Beiträge
283
Punkte Reaktionen
0
Ort
22851 Norderstedt
Hallo und moin moin,

ich habe schon zweimal in meinen Becken mit Pratziquantel behandelt, allerdings nicht in Reinform über ein Rezept vom TA, sondern mit "Tremazol" von Sera, voller Erfolg, keine Ausfälle, auch bei Jungtieren und Welsen nicht.
 

Anubia

Profi
Registriert
11 Nov. 2007
Beiträge
1.342
Punkte Reaktionen
2
Ort
Wiesbaden
Hallo :wink: ,

was mich an dem neuen Medikament reizte, war vor allem die Tatsache, dass die Behandlung weit weniger aufwändig ist. Würde es auch tatsächlich funktionieren, wäre das eine feine Sache gewesen... :hee:

Aufgrund meiner persönlichen Erfahrung erscheint daher auch mir das von Axel genannte Medikament (oder auch andere Medikamente mit gleicher Zusammensetzung) am effektivsten. Auch wenn es ziemlich stinkt und die Behandlung insofern umständlich ist, als man die Behandlung mehrfach wiederholen und jedesmal 6 Stunden dabei bleiben muss, wirkt es jedenfalls. Außerdem hat es den Vorteil, dass es weder Fischen, Pflanzen, noch Wirbellosen schadet und auch das Wasser nicht trübt.

Gruß

Barbara
 

Mr. Dovii

Erleuchteter
Registriert
12 Nov. 2007
Beiträge
8.878
Punkte Reaktionen
0
Ort
93105
...vor 20, 30 Jahren war Masoten das Heilmittel schlechthin, jeder Diskuszüchter und fast jeder -halter hatte es daheim. In der 500 g Blechdose, eigentlich für die gewerbliche Fischzucht und damit für Tiere zum menschlichen Verzehr. Gemacht in erster Linie für Forellenzuchten. Auch hier starben reihenweise L-Welse und Corydoras. Ich möchte wetten, in bestimmt mehr als 50% der Fälle wurde es angewendet, obwohl gar keine Kiemenwürmer die Ursache waren. Auch von mir. Aber um Glück ist das laaaange her und seitdem habe ich nie mehr etwas in dieser Richtung angewendet.

Wie Barbara eingangs schrieb, adulte Tiere sind weitgehend immun dagegen, solange die körpereigene Abwehr die Massenvermehrung dieser Parasiten unterbindet...
 

Anubia

Profi
Registriert
11 Nov. 2007
Beiträge
1.342
Punkte Reaktionen
2
Ort
Wiesbaden
Hallo :wink: ,

wie es aussieht, scheine ich das Problem nun endlich wirklich in den Griff bekommen zu haben und möchte erneut darüber berichten:

trotz mehrerer Behandlungszyklen mit Praziquantel (jeweils 3 Behandlungen in Abständen von 3 Tagen) traten immer wieder Beläge auf, teilweise waren auch immer nur einzelne Parasiten auf der Haut und den Flossen erkennbar, die die Tiere durch scheuern zu entfernen versuchten.

Dass das neue, angebliche Wundermittel auch nicht zum Erfolg geführt hat, habe ich ja schon berichtet.

Mein Tierarzt hatte schon alternativ eine Behandlung mit Flubendazol vorgeschlagen. Da dieses aber auch gleich alle Schnecken mit beseitigt hätte, schreckte ich davor erst einmal zurück. Die Vorstellung, dass sämtliche, im Boden meiner Becken befindlichen Turmdeckelschnecken auf einmal gekillt würden und entsprechend das Wasser verseuchen würden, fand ich doch etwas abschreckend.

Auf der Suche nach einer anderen Alternative fand ich schließlich im Netz einige, überwiegend englische Berichte, wonach auch Levamisol gegen Dactylogyrus und Gyrodactylus wirken soll. Mit diesem Medikament hatte ich im Zusammenhang mit Nematoden schon sehr gute Erfahrungen gemacht: es hat keine Nebenwirkungen, sondern wird in der Tiermedizin allgemein sogar zur Immunstärkung verwandt. Und tatsächlich, es wirkt :freufreu: .

Die Wirkung setzt zwar etwas später ein, als beim Praziquantel. Aber da man es problemlos als Dauerbad anwenden kann, ist das kein Problem. Inzwischen sind tatsächlich alle Beläge und verschwunden und die Tiere fühlen sich offensichtlich wieder wohl.

Gruß

Barbara
 
G

Gelöschtes Mitglied

Guest
Moin,

Ich habe Tremazol angewandt und bin von der Wirkung begeistert.

Das einzige , was zu bemängeln war, ist die eher schlechte Beschreibung der Behandlung auf dem Beipackzettel

Der entscheidende Punkt ist den richtigen Zeitpunkt für die Nachfolgebehandlung zu finden.
Dies ist auf der Packung und dem Beipackzettel mies beschrieben.
Diesen Fehler macht S. wieder gut in dem Ratgeber "Gesunde Aquarienfische" , Seite 52

Da kann man eben nachlesen, dass bei 25° nach 7 Tagen nachbehandelt wird, jedoch pro Grad höherer Beckentemperatur die zweite Behandlung jeweils einen früher durchzuführen.
Hier liegt der entscheidende Punkt und auch der Schlüssel für die effektive Behandlung.

Also muss man nur richtig rechnen und dann klappt das auch mit dem Erfolg
 

betta

Fortgeschrittener
Registriert
28 Dez. 2010
Beiträge
148
Punkte Reaktionen
0
Ort
01326 Dresden
Hallo Barbara,

lese eben Deine Erfahrung mit Levamisol. Das wäre ja wirklich eine Sensation, soll es doch gegen Saugwürmer gerade nicht wirken.

Ich habe nämlich während meiner Wildfangdiskus-Zeit ebenfalls alles probiert und hatte nur mit dem nicht zu empfehlenden Formalin langfristig Erfolge, bei entsprechenden Nachbehandlungen auch bei eierlegenden. Gegen Praziquantel gibt es ja in der Tat bestätigte Resistenzen.

Wirklich sehr interessant. Hast Du die Möglichkeit das noch einmal zu bestätigen? Ich hab nämlich gerade keine Würmchen :) .

Grüße

Wolfgang
 

Anubia

Profi
Registriert
11 Nov. 2007
Beiträge
1.342
Punkte Reaktionen
2
Ort
Wiesbaden
Hi Axel :wink: ,

darauf, dass es sich bei dem Praziquantel enthaltenden Medikament Tremazol in den meisten Fällen um das Mittel der ersten Wahl handelt, hatte ich ebenso hingewiesen, wie auf die Tatsache, dass die auf der Packungsbeilage empfohlenen Behandlungsintervalle nicht den Empfehlungen in der tierärztlichen Literatur entsprechen, sondern wohl eher für Kaltwasserfische gedacht sind:
Beachtenswert ist hier, dass die Empfehlungen der Tierärzte von denen auf den jeweiligen Packungsbeilagen abweichen. Während beispielsweise
bei Tremazol eine Behandlungswiederholung nach 1 Woche empfohlen wird, finden sich in der Literatur Empfehlungen für eine Wiederholung bereits
nach 3 Tagen [16].
und ausgehend von den in der Literatur angebenen Entwicklungszyklen des Dactylogyrus
Aus den in den Kiemen abgelegten Eiern entwickelt sich innerhalb von Stunden bis zu 4 Tagen eine freischwimmende Flimmerlarve (Oncomiracidium) [10], die wiederum über die Haut in die Kiemen wandert. Die Entwicklung bis zur Larve ist stark temperaturabhängig und beträgt

bei 8° C in 27-28 Tage
bei 12° C in 10-15 Tage
bei 20° C in 3 - 5 Tage und
bei 24 -28° C in nur 1-4 Tage [11].

Die Entwicklung von der Festheftung der Larven an die Kiemen bis zum Beginn der Eiproduktion als Adultwurm dauert bei 17-20°C etwa 7 Tage und bei 24-28°C bis zu 5Tage Die Lebenserwartung der erwachsenen Würmer liegt dann noch bei etwa 5-9 Tagen. Ohne Wirtsfisch kann der erwachsene Wurm bei 20° C für 4-6 Tage überleben [12].
erscheint mir auch die nachgebesserte Angabe des Herstellers eher zweifelhaft.

Schließlich ist auch zu bedenken, dass Dactylogyrus und Gyrodactylus lediglich die am häufigsten anzutreffenden Hakensaugwürmer sind und es allein beim Dactylogyrus zahlreiche Unterarten gibt, die nicht alle gleich auf bestimmte Medikamente reagieren, wobei teilweise auch schon Resistenzen beobachtet wurden.

Aus alledem folgt, dass das Problem leider gerade nicht immer alleine durch richtiges Rechnen in den Griff zu bekommen ist. Dass nämlich alle Diskuszüchter, bei denen diese Parasiten oft ein Dauerproblem sind, einfach nur zu blöd zum rechnen sind, erscheint mir eher unwahrscheinlich.

Gruß

Barbara
 

Anubia

Profi
Registriert
11 Nov. 2007
Beiträge
1.342
Punkte Reaktionen
2
Ort
Wiesbaden
Hallo Wolfgang :wink: ,

die Empfehlung Levamisol bei Dactylogyrus und Gyrodactylus anzuwenden, findet sich erstaunlicherweise in der neueren Literatur gar nicht mehr. Dafür habe ich im Internet zahlreiche, allerdings teilweise schon etwas ältere wissenschaftliche Berichte (meist aus dem Ausland) gefunden, wonach es durchaus wirkungsvoll sein soll. Auch auf zahlreichen Aquaristikseiten und in Wikipedia wird es erwähnt, wobei man da dann ja nie weiß, inwieweit es nur einfach irgendwo abgeschrieben ist.

Ich werde noch einmal nachrecherchieren und die Fundstellen dann hier angeben.

Gruß

Barbara
 

horst-56

registrierte Benutzerin
Registriert
17 März 2010
Beiträge
51
Punkte Reaktionen
0
Ort
28865 Lilienthal
Hallo,
auch ich hatte meine Tiere vor ca. 1nem Jahr mit Tremazol erfolgreich behandeln können.
Im Amazonas Heft 37 habe aber auch einen Artikel gelesen in der auf ein neues Medikament hingewiesen wurde,
ich habe es hier: http://www.manaus-aquarium.de/
gefunden es wird aber darauf hingewiesen das es im Kaltwasserbereich erfolgreich eingesetzt wird.
Das Medikament BILOCIL wird aber auch erfolgreich in der Diskuszucht angewendet aber mehr steht in dem Link.
Hat jemand das Medikament schon einmal eingesetzt, oder ist es überhaupt bekannt?
Viele Grüße
Horst
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

Anubia

Profi
Registriert
11 Nov. 2007
Beiträge
1.342
Punkte Reaktionen
2
Ort
Wiesbaden
Hallo :wink: ,

bei dem neuen Mittel der Fa. Manaus handelt es sich um das von mir in diesem Bericht bereits erwähnte und auch in beiden Variationen getestete "Bilocil". Wie ich auch schon geschrieben habe, war meine Erfahrung nicht unbedingt positiv.

Ansonsten habe ich inzwischen noch mal eingehend zum Thema Levamisol nachgelesen und wie ich schon geschrieben hatte, wird die Wirksamkeit von Levamisol gegen Kiemenwürmer auf zahlreichen Seiten im Internet beschrieben[ 1]. Darüber hinaus finden sich diverse Monografien älteren Datums zu wissenschaftlichen Untersuchungen, die von Wissenschaftlern der veterinärmedizinischen Fakultäten verschiedener Universitäten in aller Welt durchgeführt wurden und die in größeren Versuchsreihen die Wirksamkeit diverser Medikamente gegen Monogenea untersuchten.

Erstmals hatten Schmahl und Taschewski von der Ruhr Universität Bochum[ 2] 1987 die Wirksamkeit von Levamisol bestätigt. In den Folgejahren folgten weitere Untersuchungen durch Wissenschaftler verschiedener Universitäten in Spanien [ 3], Griechenland [ 4] und Japan [ 5]. Dabei bezogen sich nicht alle Versuche auf den in Aquarien am häufigsten anzutreffenden Dactylogyrus sp., sondern teilweise auch auf andere Unterarten, teilweise auch auf Seewasserfischen.

Allen Untersuchungen gemeinsam ist, dass sie Praziquantel und Levamisol als die effektivsten und zugleich für Fische am wenigsten toxischen Mittel bestätigten, wobei die Wirkung des Levamisol etwas später einsetzt.

In einigen Arbeiten finden sich bereits Hinweise auf eine zunehmende Resistenzbildung gegenüber Benzimidazolen und auch gegenüber Praziquantel. Damit werden dann auch die Beobachtungen, die man in zahlreichen Diskusforen findet, bestätigt.

Vor diesem Hintergrund ist es dann auch nicht verwunderlich, wenn unter Umständen auch wiederholte Behandlungen mit diesem Mittel, keine dauerhafte Wirkung zeigen. Ein derartiges Ergebnis muss also keineswegs für eine fehlerhafte Anwendung sprechen, sondern deutet eher darauf hin, dass es sich bei den jeweiligen Parasiten um einen bereits gegen dieses Medikament resistenten Stamm handelt.

Da aber nicht jeder unbedingt das Pech haben muss, gleich an einen solchen resistenten Stamm zu geraten, empfiehlt sich sich im Zweifel zunächst tatsächlich erst einmal der Versuch mit einem praziquantelhaltigen Medikament wie z.B. Tremazol, das man frei im Handel erwerben kann. Erst wenn wiederholte Behandlungen damit fehlschlagen lohnt sich der Gang zum Tierarzt, da Levamisol nur über diesen zu beziehen ist.

Gruß

Barbara

-----------------------------------------------------------------------------------------------
[ 1] z.B. http://www.drta-archiv.de/wiki/pmwiki.php/DiagnoseKrankheiten/Kiemenwuermer
http://s344609429.online.de/index.php/jgerman/krankheiten/77-krankheiten/68

[ 2] Schmahl, G., Taraschewsh, H. (1987). Treatment of fish parasites. 2. Effects of praziquantel, niclosamide, levamisole-HeL and metrifonate on Monogenea (Gyrodactylus aculeati, Diplozoon paradoxum) Parasitol. Res. 73 (4):341-351

[ 3] Anthelmintic treatment against Gyrodactylus sp. infecting rainbow trout Oncorhynchus mykiss
M. T. Santamarina, J. Tojo, F. M. Ubeira, P. Quinteiro, M. L. Sanmartin*
Departamento de Microbiologia y Parasitologia. Universidad de Santiago, Santiago de Compostela, Spain 1991

[ 4] An overview of the treatments for parasitic disease in Mediterranean aquaculture
F. Athanassopoulou*, I.S. Pappas** and K. Bitchava*
*Laboratory of Ichthyology and Fish Pathology, Faculty of Veterinary Medicine, University of Thessaly, 224 Trikalon str., Karditsa 43100 (Greece)

[ 5] Challenge trials on the anthelmintic effect of drugs and natural agents against the monogenean
Noritaka Hirazawa), Taro Ohtaka, Kazuhiko Hata
Marine Biological Technology Center, Nippon Suisan Kaisha, Ltd., 508-8 Ariakeura, Tsurumi-cho, Minamiamabegun, Oita 876-1204, Japan
 
G

Gelöschtes Mitglied

Guest
Moin

für mich entscheidend, dass das Mittel bei bei ordnungsgemäßer Anwendung tatsächlich wirkt und ich muss dagen, dass das bei mir ohne Einschränkung der Fall war. Schade nur, dass man eine vernünftige Gebrauchsanweisung erst suchen muss.

Was will man mehr von einem Medikament erwarten.

Aus alledem folgt, dass das Problem leider gerade nicht immer alleine durch richtiges Rechnen in den Griff zu bekommen ist. Dass nämlich alle Diskuszüchter, bei denen diese Parasiten oft ein Dauerproblem sind, einfach nur zu blöd zum rechnen sind, erscheint mir eher unwahrscheinlich
Ich weiß nicht was Dikuszüchter machen und was nicht. Wahrscheinlich sollte man da auch nicht generalisieren.
Aber in dieser Gruppe finden sich jedenfalls die meisten Halter, die Ihren Tieren rohes Rindfleisch zu fressen geben.

Wundert es da jemanden, dass es dort ein Dauerproblem mit Würmern und möglichen restenten Stämmen gibt.
 

betta

Fortgeschrittener
Registriert
28 Dez. 2010
Beiträge
148
Punkte Reaktionen
0
Ort
01326 Dresden
Axel, Axel, ;)

da muss ich doch mal eine Lanze für die Diskuszüchter brechen. Leider reagieren Diskus nach meinen Erfahrungen sehr empfindlich auf einen Befall mit Kiemenwürmern, auch wenn öfter zu lesen ist, dass gut gehaltenen Tiere einen Befall toleriern können. Und leider machen die Kiemenwürmer auch keinen Bogen um Diskus, die, wie meine, nie Warmblüterfleisch verzehrten, weil sie im Amazonasgebiet zur Welt kamen und bei mir artgerechter gefüttert wurden. Den Würmchen schmecken alle Diskus.

Ich hatte, bevor ich Diskus hielt auch nicht gedacht, dass Kiemenwürmer nicht nur ihren Wirt, sondern auch mich schwer anschlagen können. Es ist mir aber gelungen durch konsequente Anwendungswiederholungen die Würmer zu beseitigen.

Auch mit Praziquantel in Form von Droncittabletten. Die Löslichkeit war aber problematisch, vor der Einführung der fertigen Mischungen.

Deshalb bin ich Barbara für ihre Nachweise zu Behandlungen mit dem sehr verträglichen Levamisol dankbar.

Beste Grüße

Wolfgang
 
Oben